Prävention vor sexualisierter Gewalt
Wie man Kinder stark machen kann, dazu informierten sich Vertreter von Jugendverbänden
bei Julia Ziegler vom Jugendring und Moritz Haupt als Vertreter des Jugendamts Enzkreis.
Bei einer engagierten Diskussion merkt man schnell: Das Thema „Prävention vor sexualisierter Gewalt“ kann die Gemüter erhitzen, vor allem aber die Umsetzung der Gewährleistung, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Wie er denn das bitte schön machen solle im Schwimmverein, den teilweise sehr ängstlichen Kindern das Schwimmen beizubringen, ohne sie auch mal zu stützen, sprich: anzufassen?, so ein Teilnehmer.
Genau das ist der wunde Punkt: Wo fängt sexualisierte Gewalt an, wo hört sie auf? Natürlich soll und dürfe er das Kind anfassen, so Julia Ziegler, „Sie müssen nur schauen, wo“. Der Genitalbereich sei natürlich tabu. Getrennte Umkleiden, getrennte Schlafräume bei Freizeiten – das machen die Vereine sowieso schon.
Aber darf eine Jugendleiterin die Kinder abends auffordern, sich auszuziehen, damit sie sie auf Zecken untersuchen kann?
Das dürfe sie nicht. Generell gilt, so ist zu erfahren: „Die Kinder sollen stark gemacht werden“, so Ziegler. Wenn man im Verein ein Leitbild erarbeite, was ein langer Prozess sein könne, sei es auch gut, ein Konzept für den Fall der Fälle zu haben. Zum Beispiel ein Protokoll führen, und am besten auch eine zuvor dazu bestimmte Vertrauensperson aufsuchen, nach einem ausgefeilten Krisenplan vorgehen oder eben auch Fachleute ansprechen. Es sollte natürlich nicht so weit kommen, dass alle unter „Generalverdacht“ gestellt werden. Aber wer sich mit dem Thema Kinderschutz beschäftige, sensibilisiere dafür. Und erkenne: „Das muss nicht gleich eine Vergewaltigung sein, es geht auch um sexualisierte Sprache“, so Ziegler.
„Soll heißt in der Gesetzessprache: muss“, so Moritz Haupt, der den rechtlichen Part erklärt. Zwingen könne er niemanden, eine Vereinbarung zu unterschreiben, nur „mehrmals ansprechen“. Wenn man die ganze Arbeit auf sich nimmt, das wird klar, setzt man nicht nur nach innen ein klares Signal, sondern auch nach außen: Hier sind die Kinder sicher.
Checkliste für die Jugendarbeit im Verein
Sichten: Was gibt es schon? Prüfen: Wo ist Vernetzung möglich? Stellung beziehen: Standards für Gruppenarbeit. Etwa ein Präventionskonzept entwickeln. Bestandteile des Präventionskonzepts können sein: Leitbild, Verhaltenskodex (Selbstverpflichtung), Krisenleitpläne, Vertrauensperson, Schulungen, Materialien erstellen. Es gilt generell zu beachten: gesetzliche Regelungen, Konzepte und Strukturen des Vereins, das Miteinander in den Gruppen.
Jugendring Enzkreis e.V./Susanne Roth, www.ROTHjournalismus.de